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Autoren: Doreen Winkler, Verena Röschke Projektleiter: Dr. Holger Hantzsch ![]()
Zeitungsberichte, Rundfunk- und Fernsehreportagen verbreiteten weltweit ein Bild der Region Bitterfeld als schmutzigster Gegend Europas: Industrienebelschleier, mit Gestank versetzte schmutzige Luft und eine absterbende Natur, also eine Gegend, in der kaum noch Menschen leben können. In der Folge der friedlichen Revolution in der DDR setzten auch in der Region Bitterfeld gewaltige Veränderungen ein. Die alte, umweltzerstörende Chemie und Bergbauindustrie war dem internationalen Konkurrenzdruck nicht mehr gewachsen. Die zum Teil noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stammenden Industrieanlagen wurden großflächig abgerissen, durch Neuansiedlung von Betrieben im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen wurden moderne, umweltschonende Industrieobjekte errichtet. Der Braunkohleabbau wurde eingestellt. Die Region wurde innerhalb eines Jahrzehntes ökonomisch und ökologisch grundlegend verändert. Allerdings konnten die Neuansiedelungen nicht die große Zahl von Beschäftigten aufnehmen wie vor der Wende, so dass gleichzeitig eine Region mit einer der höchsten Arbeitslosenraten in Deutschland entstand. Durch das Ende des Braunkohlenabbaus müssen große Tagebauflächen renaturiert werden. Das bedeutet eine große Chance für die Entstehung eines großen Erholungsgebietes und damit für die Herausbildung des Tourismus in unserer Region. Um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, sollte von Beginn an auf "sanften", die Natur schonenden Tourismus geachtet werden. Dazu gehört auch ein attraktives öffentliches Nahverkehrsnetz, welches vor allem das Erholungsgebiet Goitzsche sinnvoll und attraktiv erschließt. Die Arbeitsgruppe wollte die Einstellungen der Schüler der oberen Klassen 10 und 11 zur Benutzung von Busverbindungen, Autoverkehr und anderen Verkehrsmitteln in der Goitzsche ermitteln und daraus Vorschläge für günstige Busverbindungen ableiten.
Ziel unserer Umfrage war es, Erwartungen von Jugendlichen bezüglich der Erreichbarkeit der Goitzsche festzustellen. Außerdem sollte herausgefunden werden, wie diese Personengruppe künftig das Naherholungsgebiet erreichen will und was evtl. dafür finanziell aufgewendet werden soll. Um Gestaltungsvorschläge machen zu können, musste außerdem erfragt werden, zu welchen Tageszeiten und an welchen Wochentagen es besondere Präferenzen zum Besuch der Goitzsche gibt. Als Zielgruppe der Befragung wurden Schüler der Klassenstufen 10 und 11 des Walther-Rathenau-Gymnasiums Bitterfeld ausgewählt, da sich in dieser Altergruppe schon bestimmte Meinungen und Gewohnheiten der heutigen Mobilität herausgebildet haben und es auch konkretere Vorstellungen und Erwartungen künftiger Mobilität geben dürfte. Die Projektgruppe entschied sich für einen geschlossenen Fragebogen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten zum Ankreuzen. Die Fragen sollten möglichst kurz und eindeutig sein. Bei anderen Befragungen im Unterricht hatte sich herausgestellt, dass die Bereitschaft zur Mitarbeit bei einer ausführlicheren, erläuternden Fragestellung stark abnahm. Auf alternative Fragestellungen wurde weitgehend verzichtet, stattdessen sollte die Meinung der Schüler zu den Problemen ausgewogener festgestellt werden. Deshalb entschieden wir uns für die Möglichkeit von Mehrfachnennungen, obwohl dadurch bei der Auswertung eine prozentuale Analyse in ihrer Aussage etwas eingeschränkt wird. Es war zu vermuten, dass die meisten
Schüler entweder mit dem Fahrrad zur Goitzsche gelangen würden
bzw. mit ihren Eltern, Freunden oder später selbst mit dem Auto. In
diesem Zusammenhang erschien es interessant zu erfragen, inwieweit Parkgebühren
zu einem Verzicht auf das Auto führen könnten. Außerdem
sollte die Attraktivität von Bus- und Shuttle-Verbindungen erfragt
werden. Wir nahmen an, dass ein möglichst kurzer Takt des Busverkehrs
die Attraktivität erhöhen würde. (Inhalt
des Fragebogens)
Zu Beginn unseres Fragebogens haben
wir nach dem Verkehrsmittel gefragt, mit dem die Befragten zur Goitzsche
fahren würden. Dabei antworteten von 78 Befragten nur
Des weiteren wurde nach den Parkmöglichkeiten gefragt, die die Befragten benutzen würden. 14,1 % würden zentrale Parkplätze mit anschließendem Shuttlebus bevorzugen und 83,33 % ein direktes Parken vor Ort. Dabei spielt vor allem eine gewisse Bequemlichkeit eine Rolle und mangelndes Vertrauen in den Shuttleservice. Außerdem gibt es in der Nähe der Goitzsche viele Möglichkeiten, außerhalb der offiziellen Parkmöglichkeiten das Auto abzustellen. (Diagramm 2) Um nun die Schmerzgrenze für
Parkgebühren herauszufinden, haben wir den Teilnehmern verschiedene
Stundenpreise vorgeschlagen. 56,41 % wären mit 1,50 DM pro Stunde
einverstanden; 8,97 % waren für 1,50 DM bis 2,50 DM; immerhin 37,18
% finden eine Tagesgebühr von 5 DM angemessen und nur 2,56 % wollten
keine Parkgebühren bezahlen. Hohe Parkgebühren oder Parkgebühren
überhaupt halten offenbar kaum von der Benutzung des Autos ab.
Die nächste Frage bezog sich auf die bevorzugten Tage, an denen die Befragten die Goitzsche besuchen würden: 15,38 % besuchen die Goitzsche vorwiegend in der Woche und 92,31 % am Wochenende. Anschließend wurde auch noch nach den Zeiten gefragt, zu denen die Teilnehmer die Goitzsche besuchen würden. Dabei standen ihnen jeweils der Vormittag, der Nachmittag und der Abend in der Woche, als auch am Wochenende als Antwort zur Verfügung: 2,56 % besuchen die Goitzsche am Vormittag in der Woche, 34,62 % am Nachmittag und 35,9 % am Abend. Am Samstag besuchen nur 5,13 % die Goitzsche am Vormittag, 62,82 % am Nachmittag und erstaunliche 44,87 % fahren abends zur Goitzsche. Hauptbesuchszeiten liegen also erwartungsgemäß an den Wochenenden. Also müssten öffentliche Verkehrsmittel sowie ein Shuttleservice vor allem an den Wochenenden angeboten werden, wobei an Sonnabenden auch die Abendstunden zu berücksichtigen wären. Sonntagvormittag würden 11,54 % der Befragten zur Goitzsche fahren, nachmittags stolze 76,92 % und am Abend würden immerhin noch 21,79 % die Goitzsche besuchen. Bei der Frage, ob die Schüler bei zu hohen Parkgebühren Busverbindungen nutzen würden, entschieden sich 20,51 % der Befragten für Ja, 25,64 % für Nein. 46,15 % waren sich nicht sicher, ob sie dieses Angebot nutzen würden und antworteten mit vielleicht. 62,82 % der Schüler, also fast zwei Drittel, stimmten dafür, dass diese Busse aller 30 Minuten fahren sollten. Dies ist ein sehr überraschendes Ergebnis, das wir so nicht erwartet hatten. Sie entschieden sich damit für eine ökonomisch sinnvolle Variante, die Mobilität und Wirtschaftlichkeit für das Busunternehmen vereint. 26,92 % wollen Busse aller 10 Minuten und 14,10 % aller 60 Minuten. (Diagramm 7) Bei der Frage, ob sie auch Shuttle-Busse nutzen würden, waren die Befragten geteilter Meinung, ca. 50 % der Befragten waren jeweils dafür bzw. dagegen. (Diagramm 8) Etwa die Hälfte der Befragten würden aus wahrscheinlich aus Umweltgründen bzw. wegen des höheren Erholungswertes der Goitzsche das Auto an zentralen Parkplätzen stehen lassen und den Transportservice vor Ort nutzen.(Diagramm 9) Auch sprachen sich 70,51 % dafür
aus, dass diese Busse in Verbindung mit einem Parkschein kostenlos sein
sollten.
Wenn es allerdings kein Busangebot gibt, so gerät die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel immer mehr aus dem Blickfeld künftiger Besucher der Goitzsche. Deshalb sollte unbedingt versucht werden, zu den Schwerpunktzeiten ein Angebot an Bussen zu machen, mit denen man die Goitzsche von Bitterfeld und Wolfen, aber auch von Bad Düben und Delitzsch her erreichen kann. Gute Erfahrungen könnten zum Umsteigen vom Auto auf den Bus bewegen. Da natürlich der Besuchsverkehr zur Goitzsche stark wetterabhängig ist und jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, müssten flexible Lösungen gefunden werden. Zwar ist die Einrichtung des Rufbusses im Landkreis als solch eine flexible Lösung anzusehen, die aber durch die Bewältigung des Ausflugsverkehrs in die Goitzsche überfordert sein dürfte. So könnte ein erweitertes Busangebot auf die Monate April bis September beschränkt werden. Außerdem könnte ein erweitertes Busangebot über regionale Radiosender bekanntgegeben werden. Eine saubere Umwelt trägt zur Attraktivität der Goitzsche bei. Dazu kann auch ein wirkungsvoller öffentlicher Nahverkehr einen Beitrag leisten. Denn wir haben die Welt nur von unseren Kindern geliehen. |
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